An vier Samstagen im Februar 2025 sind wir, Marcel, Volker und Andrea, als BUND Hameln-Pyrmont anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl in unseren Landkreis gezogen um ins Gespräch mit den Bad-Pyrmonter*innen zu kommen. In der Vorbereitung diskutierten wir, welche Mittel uns bei den Gesprächen unterstützen sollten und in welche Richtung wir die Gespräche bringen. Für uns war es wichtig in der momentan aufgeheizten Debatte, bei der Negativschlagzeilen und Desinformation die tragende Rolle spielen, die Menschen zu ermutigen einen positiven Blick zu bewahren um die jetzigen Entwicklungen von einem anderen Standpunkt aus, auch gelassener, zu sehen. Hierzu wurden die Bürger*innen in der Fußgängerzone im Dunstkreis der Parteien mit unserem Aufsteller „Lasst uns reden. Lasst uns zuhören“ empfangen.
Wir haben dabei jeden Samstag über fünf Stunden lang geredet und hatten die ganze Palette an Gesprächspartnern gehabt, also mit einem Themenspektrum von Messermigranten über Dunkelflaute, Chemtrails bis Jesu lebt. Da war viel Wut, die wir aber im Gespräch auffangen konnten, gerade, weil die ausgelegte Deutschlandkarte geerdet und den Blick geweitet hat und eine Metaebene geschaffen wurde, bei der Deutschland auch durch unsere Fotos in Gänze gezeigt wurde (einige der ältesten und markantesten Bäume, Kirchen, Burgen, Flussschleifen, Naturschutzparks…). Die Passanten wurden ruhiger und etwas gelassener. Erinnerungen kamen hoch, wo sie auch schon überall waren. Das gemeinsam Betonende hat geholfen und häufig breitete sich ein Lächeln aus – eine gute Gesprächsgrundlage. Wir konnten deutlich machen, warum wir uns auf die Straße stellen und uns im BUND engagieren – das klappte mit der Deutschlandkarte und den Bildern doch ausgesprochen gut.
Umgedreht hatten wir letztes Jahr zur EU-Wahl unsere Plakate mit „Klima retten“ und den ganzen Parteiprogrammen und wurden, zumindest in Hameln, gleich teils auch übelst beschimpft. Für viele war dies schon ein Triggerpunkt. Natürlich helfen Kenntnisse zum Thema. Sie sind unerlässlich. Aber diese emotionale Seite, diese 80%, die im Eisbergmodell rumwabern und eigentlich jedes Gespräch prägen und bestimmen, die kann man tatsächlich gut mit der Deutschlandkarte und den verbindenden Bildern auffangen.
Eine ältere Dame stellte sich an einem Samstag zu uns, die Frage, ob man helfen könne, nein, sie wolle sich nur mal anlehnen bei uns nach all diesen fürchterlichen Ständen und Gesprächen bei CDU und CO, Geborgenheit nachspüren. Sie schrieb Volker später in einer Mail:
„Ich habe vorhin meinem Mann von euren Erfahrungen erzählt. Es ist für mich ein Unterschied, so etwas in der Zeitung zu lesen oder jmd. zu treffen, der sich dem aussetzt. Vlt. kennst du die Untersuchung, dass es 5 x pos. Zuwendung braucht, um eine neg. auszugleichen. Trotzdem wird das Neg. nicht vergessen, da wir nun mal von der Evolution die Grundeinstellung "achte auf die Gefahr!" mitbekommen haben. Ich wünsche euch, dass ihr das gut verkraftet. Am 14.02. bin ich in Paderborn (also leider nicht in HM), aber ihr habt mir gezeigt, dass es wichtig bleibt, sich "auf der Straße" sichtbar zu machen und sie nicht den anderen zu überlassen, mich (und meinen Mann) also wieder etwas aus der Komfortzone geholt. Danke dafür & ¡suerte en tu camino!”
Wir können jeden verstehen, der das nicht machen möchte. Nach unseren Erfahrungen waren die Überlegungen nicht schlecht und es hat häufig funktioniert, die Passant*innen zu Beginn des Gespräches anders abzuholen. Wir werden so wohl wieder auf die Strasse gehen. Sprecht uns gerne an bei Interesse. Wir freuen uns auf euer Feedback.
Andrea, Volker und Marcel