Lebensraum Waldrand
Projektbeschreibung:
Die BUND Kreisgruppe Hameln-Pyrmont plant, auf einer 2018/19 entstandenen
Kalamitätsfläche bei Eimbeckhausen den Waldrand neu zu gestalten. Die Fläche gehört
zum Rittergut Stölting Eimbeckhausen und hat in idealer Weise eine Tiefe von 20-40
Metern auf einer Länge von 70 Metern, nach Süden gelegen. Zur Begründung:
1. Waldränder stehen auf der roten Liste der gefährdeten Lebensräume, denn
Waldränder sind Biotope zwischen Wald und Wiese, ein Hotspot der
Artenvielfalt:
Am Waldrand treffen verschiedene Lebensräume und Lebensgemeinschaften
aufeinander und überlappen sich. Zwischen den ineinandergreifenden Typen
von Biotopen sowie Ökosystemen existieren dabei verbindende wie auch
trennende Faktoren. Das Angebot an Habitaten ist vielschichtiger als in den
vom Rand entfernt liegenden Biotopen. Hier können sich große
Lebensgemeinschaften sowie Nahrungsnetze mit einer außerordentlichen
Fülle an z. T. bedrohten Arten entwickeln. Am Waldsaum können Pflanzen
vorkommen, die Mahd auf Grünlandstandorten genauso wenig vertragen wie
die schwachen Lichtverhältnisse inmitten dunkler Wälder. Der Waldtrauf bietet
Platz für lichtbedürftige Sträucher und Bäume.
Waldränder sind ein wichtiges Element unserer Kulturlandschaft. Der
Waldrand bildet wie Hecken, Feldgehölzen oder Uferstreifen ein komplexes
Biotopverbundsystem mit großer Bedeutung für Tier- und Pflanzenwelt.
Entwickelt sich entlang aufgelichteter Waldränder eine üppige Strauchschicht
und ein vorgelagerter Krautsaum, entsteht ein Paradies und Rückzugsraum
für Bienen und Hummeln, Käfer und Schmetterlinge aber auch Vögel,
Reptilien und Kleinsäuger. Ein abrupter Übergang, bei dem sich an eine
gemähte Wiese, einen Acker oder gar eine Straße direkt ein geschlossener
Wald mit hohen Bäumen anschließt, ist für viele Tierarten problematisch.
Ihnen fehlen geschützte Warten, von denen aus sie sich aus dem Wald ins
Offenland wagen können, besonnte Nist- und Brutgelegenheiten und ein
vielfältiges Nahrungsangebot in jeder Saison.
Desweiteren möchten wir mit diesem Projekt die Aussaat selten gewordener,
einheimischer Sträucher und Bäumen (z.B. Elsbeere, Flaumeiche, Wildapfel,
Wildbirne,..) durch natürliche Verbreitung fördern.
2. Schutz vor Sturmschäden: Gestufte und durchlässige Waldränder aus
Sträuchern und Bäumen sind Pufferzonen, indem sie die Windgeschwindigkeit
reduzieren und den Wind sanft umleiten. So schützen sie den dahinter
liegenden Hochwald nachhaltig vor Sturmschäden. Eine Tiefe von ca 30
Metern begünstigt das Abpuffern, da sich in dem dahinterliegenden Wald
keine Verwirbelung bilden kann.
Arbeitsablauf:
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Ausmähen der gesamten Fläche, auf der sich Brombeeren ca 1,60m
hoch ausgebreitet haben. Nach dem Ausmähen soll die Fläche von
Baumästen und Zweigen freigeräumt werden um die Pflege in den•
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Folgejahren zu ermöglichen. Zeitumfang in Eigenleistung: ca 30 Std.
bis Ende Oktober
Bau eines Forstzaunes (Knotengitter, rotwildsicher 1,80 Meter hoch) um
die Fläche gegen den Verbiss, das Schälen und Fegen durch Wildtiere
zu schützen. Zeitumfang ca 18 Stunden.
Pflanzaktion mit ca. 650 Sträuchern und Bäumen, dem Aufbau eines
Waldrandes entsprechend. Zeitumfang ca. 48 Std. Die Bepflanzung soll
bis zum einsetzenden Winter erfolgt sein.
Um den Bewuchs zu begünstigen, ist es notwendig die gesamte Fläche
über fünf Jahre auszumähen. Im ersten und zweiten Jahr dreimal
jährlich; im dritten und vierten Jahr zweimal jährlich und im fünften Jahr
einmal jährlich.
Erweiterung:
Es ist vorstellbar, die Entwicklung der Pflanzen umweltbildungsmäßig durch
Führungen zu begleiten für Jung und Alt um die hohe Bedeutung von intakten
Waldrändern in das Bewusstsein der Menschen zu rufen.
Dokumentation:
Wir planen, alle Schritte des Projekts fotografisch festzuhalten um am Ende
eine Dokumentation (Flyer) zu erstellen, um die Arbeit und das Engagement
der Unterstützer und Unterstützerinnen zu würdigen und um andere
Menschen dazu zu ermutigen, ebenfalls nachhaltige Projekte umzusetzen.
Am Ende, voraussichtlich im Frühjahr 2026 möchten wir ein Fest „Lebensraum
Wald“ veranstalten nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“.
Fazit:
Unser Projekt ist eine großartige Möglichkeit, auf engstem Raum durch
strukturreiche, gestufte Gestaltung mit Krautsaum, Strauchgürtel und
Waldmantel Biodiversitätshotspots für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Durch
unterschiedliche Licht- und Wärmeverhältnisse werden Nischen geschaffen
als Nahrungsquelle, Deckung und Brutplätze. Der dahinterliegende Wald wird
vor Sturm geschützt.
Als Kulturraum sollte der Waldsaum über mehrere Jahre gepflegt werden,
wodurch das Bewusstsein für diesen in Vergessenheit geratenen wichtigen
Lebensraum bei den Menschen gefördert wird.
Wir wollen ermutigen und erhoffen uns von diesem Pilotprojekt, dass es bei
Gelingen auch von anderen Forstwirten- und betrieben übernommen und
mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird.